Frakturen des Unterarms
Auftreten
Frakturen des Unterarms sind eine häufige Folge von Rasanztraumen, die u.a. im Rahmen von Sturzereignisen aber auch durch direkte Gewalteinwirkung entstehen können. Am häufigsten sind handgelenksnahe Speichenbrüche, sogenannte distale Radiusfrakturen, deren Frakturausläufer in das Gelenk (intraartikulär) ziehen und dort zu einer Stufenbildung führen können, die häufigste Ursache einer sog. posttraumatischen Arthrose ist. Je nach Richtung der Gewalteinwirkung kommt es beim Radius meist zu einer Dislokation der das Handgelenk tragenden Komponente, die nicht selten auch mit einem knöchernen Ausriss des Griffelfortstzes am Ellenköpfchen (Processus styloideus ulnae) einhergeht. Pariertraumen führen häufig zu einer Fraktur der Elle (Ulna) und sind dann meistens auf Höhe des Ellenschaftes lokalisiert.
Anatomische Gegebenheiten
Der Unterarm besteht aus zwei langen Röhrenknochen, die Speiche (Radius) und Elle (Ulna) genannt werden. Die Ulna ist als direkte Verlängerung des Oberarmes über ein Scharniergelenk mit dem Oberarmknochen verbunden, womit eine geführte Beugung und Streckung im Ellenbogengelenk ermöglicht wird. Der Radius ist hingegen nur durch stabilisierende Bänder an die Ulna geheftet und rotiert um die im Ellenbogen fixierte Elle, womit er hauptsächlich für die Umwendbewegung des Vorderarmes, der sogenannten Pro- und Supination verantwortlich ist. Senkrecht zu beiden Knochen ausgerichtete straffe Bandverbindungen im sogenannten proximalen und distalen Radioulnargelenk sowie muskuläre Strukturen (M. pronator teres, M. supinator und M. pronator quadratus) sind für die Durchführung und Stabilität dieser Umwendbewegung zuständig. Schräg zwischen den beiden Knochen verspannte Faserzüge, die man als Membrana interossea bezeichnet, stabilisieren die beiden Knochen in longitudinaler Richtung.
Beschwerden
Die Beschwerden einer Fraktur des Unterams sind abhängig vom Ausmaß der Verletzung und können von leichten Verstauchungssymptomen bis hin zu erheblichen Schwellungen und Fehlstellungen reichen, die mit erheblichen Schmerzen und einer Funktionsstörung einhergehen. Fehlstellungen können sekundär auch zu einer Kompression des N. medianus und zu Missempfindungen und Sensibilitätsstörungen in dessen Versorgungsgebiet führen, das handflächenseitig vom Daumen bis zur dem Mittelfinger zugewandten Seite des Ringfingers reicht.
Differenzialdiagnosen
Da das Handgelenk mit seinen acht Handwurzelknochen und unzähligen Bändern direkt an die Gelenkfläche des Radius angrenzt, können Verletzungen dieser Strukturen ähnliche, meist aber geringer ausgeprägte Beschwerden verursachen. Die bei Radiusfrakturen häufig bestehende Fehlstellung bleibt, wenn es sich nicht gerade um ein Herausspringen (Luxation) einzelner Handwurzelknochen handelt, aus. Selbst schwere Bandverletzungen sind häufig nur gering symptomatisch, weshalb sie eine häufig übersehene Verletzung sind, die umfassend abgeklärt werden sollte, da sie unbehandelt langfristig zu einer Arthrose führen können.
Konservative Therapie
Ob eine Fraktur des Unterarms konservativ oder operativ behandelt werden kann, hängt von der Lokalisation der Fraktur, ihrem Dislokationsgrad und häufig auch vom Alter und den Anforderungen des Patienten ab. Unverschobene Brüche des Radiusköpfchens werden nach Ausschluss einer Fraktur-bedingten Gelenkstufe mehrheitlich konservativ behandelt und frühzeitig mobilisiert. Dies kann auch mit unverschobenen handgelenksnahen Radiusfrakturen erfolgen. Kriterien für die Entscheidungsfindung sind hier der Frakturtyp, das Alter des Patienten, Ausmaß der Einstauchung (Impression) und Dislokation der Gelenkfläche sowie die Tatsache, ob der Processus styloideus ebenfalls eine Fraktur erlitten hat und ob diese Fraktur an der Basis des Griffelfortsatzes lokalisiert ist oder nicht. Im Zweifel sollte beim Verdacht einer Gelenkflächenbeteiligung, einer sog. intraartikulärer Fraktur immer eine CT-Untersuchung erfolgen.
Operative Therapie
Nachbehandlung
Die Nachbehandlung von Frakturen des Unterarms erfolgt in Zusammenarbeit mit der Handtherapie. Während konservativ behandelte Frakturen nach vier bis sechs Wochen mit einer Mobilisation beginnen, kann nach stabiler operativer Versorgung häufig bereits direkt nach dem operativen Eingriff belastungsfrei beübt werden. In der Handchirurgie Seefeld führen wir nach etwa 4-6 Wochen eine Röntgenkontrolle durch. Sollte sich hierbei eine ausreichend stabile Frakturheilung abzeichnen, kann mit einem Belastungsaufbau fortgefahren werden.